Ich neige leicht dazu, ein absolviertes Dokomotive Screening übertrieben zu euphorisieren. Aber was man ganz nüchtern festhalten kann: Unsere Vorführung von „5 Dreamers and a Horse“ im Planetarium Nippes traf einen Nerv. Genau so stellen wir uns ein intimes, immersives und unverwechselbares Dokomotive Screening vor.
Eine der Protagonistinnen des Film, Melania, arbeitet tagtäglich in der klaustrophobischen Enge eines Fahrstuhls im Krankenhauses der Hauptstadt Armeniens. In den kurzen Verschnaufpausen träumt sie sich in die unendlichen Weiten des Universums davon und schaut im Aufzug heimlich Dokus über ihre wahre Helden: Kosmonautinnen. Wir haben es ihr gleich getan – bei einem „Himmelszelt“-Screening des Films.
Das Planetarium in Nippes hat nichts mit den großen cleanen Planetarien zu tun, wie sie viele von uns schonmal besucht haben. Im Keller des Gymnasiums in Köln-Nippes haben unzählige von Leidenschaft getriebene Ehrenamtler*innen über die letzten Jahrzehnte einen unbeschreiblichen Ort geschaffen, der sicherlich ein Sehnsuchtsort Melanias sein könnte: liebevolle Wandmalereien, selbstgebastelte Sonnensysteme und antike Exponate aus dem Frühzeit der Computertechnik. Beim Dokomotive Screening konnte sich unser Publikum erstmal ausgiebig in die Ausstellung vertiefen, bevor es in den selbstgebauten Kuppelsaal des Planetariums zur eigentlichen Filmvorführung ging.
Uns war seit der ersten Besichtigung klar, dass dieser kreisrunde Raum – in dem das Publikum sich auf antiken Holzsesseln direkt gegenüber sitzt und bei einer Filmvorführung gezwungen ist, anderthalb Stunden an die Decke zu starren – eine Herausforderung für ein Filmscreening ist. Gleichzeitig ist der Blick zu den Sternen genau der richtige für diesen Film. Und so haben wir mit Unterstützung unserer Freunde von Vamos Animation eine Dreifach-Projektion konzipiert, die die komplette Kuppel bespielt. So war von jedem Sitzplatz aus eine optimale Sicht auf den Film möglich. Unsere verrückte Idee ging voll auf: So ein besonderes Feeling haben wir nach mittlerweile über 30 Special Screenings nicht gehabt und dem Publikum im vollbesetzten Kuppelsaal ging es genauso. Die Nackenschmerzen am folgenden Tag haben sich mehr als gelohnt 😉
Das nächste Highlight gab es direkt nach der Filmvorführung, als uns Elisa vom Planetarium eine Sternenprojektion auf die Kuppel zauberte und uns mit vollem Enthusiasmus in den Sternenhimmel über Köln führte. Richtig emotional wurde sie, als es darum ging, dass der Polarstern nicht der hellste Stern am Himmel ist, dieses Narrativ hält sich eisern und sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, für Aufklärung zu sorgen. Wer mehr darüber erfahren will, sollte dringend mal bei einer der wöchentlichen Führungen im Planetarium teilnehmen.
Im anschließenden Filmgespräch mit Ko-Produzentin Eva Blondiau konnte das Publikum Hintergründe über den Film erfahren. Dabei ging es unter anderem um das überraschende Ende des Films, um die Monstrosität von Krieg im Angesicht von Menschenleben voller Hoffnungen und Träume und natürlich haben wir über das besondere Gefühl gesprochen, genau diesen Film am „Himmelszelt“ gesehen zu haben.
Die ganze Veranstaltung war ein intensives Erlebnis, weswegen man für eine gewisse Euphorisierung Verständnis aufbringen sollte. Damit schließen wir ein ereignisreiches Jahr und freuen uns auf neue Gesichter bei neuen Dokomotive Screenings im kommenden Jahr.
(Stefco, Dokomotive Plattform)
Ein Filmdiskurs ist in Arbeit und wird demnächst hier zu sehen sein.