Fortschritt im Tal der Ahnungslosen

30 Jahre nach dem Mauerfall wird in der Ruine des volkseigenen Betriebs „Fortschritt“ das Erbe der DDR neu verhandelt. Wo früher Mähdrescher hergestellt wurden, treffen heute ehemalige Werksarbeiter auf junge syrische Geflüchtete, um in einer Art selbstorganisierten Integrationskurs Erinnerungen an die verlorene Heimat zu beleben. Diese Heimat hieß einst das „Tal der Ahnungslosen“. Es war vom Fernsehsignal aus dem Westen und damit von alternativen Informationsquellen zur DDR-Propaganda abgeschnitten. Nach der Flucht tausender Syrer*innen nach Deutschland 2015 wurde es zum Zentrum der rassistischen PEGIDA-Bewegung. Regisseur Florian Kunert legt in dieser dokumentarischen Groteske historische Bilder frei und lässt sie gegen die Aktualität prallen. Nostalgie-Gefühle für den vergangenen DDR-Staat treffen auf Kriegserinnerungen und Erfahrungen von Rassismus. Aus experimentellen Inszenierungen und historischen Aufnahmen entsteht ein Essay über das Exil – zeitlich und geografisch.