Landgericht Köln. 14.03.2023, 18:00 Uhr. Durch die Sicherheitsschleusen des Gerichts betreten ca. 60 Besucher*innen das Gebäude und werden in den großen Verhandlungsraum 142 geführt. Doch hier findet heute keine übliche Gerichtsverhandlung statt, sondern die Vorführung des Dokumentarfilms „Auf Anfang“. Anwesend ist der Regisseur Georg Nonnenmacher, die Editorin des Films Yana Höhnerbach, der Gefängnis-Seelsorger Dirk Harms und der Prison Coach Peter William Meyer – beide Protagonisten des Films, die den Häftling Michael S. auf seine bevorstehende Entlassung vorbereiten – und die Kriminologin Lisa Schneider vom Verein EXIT- EnterLife e.V.
Nach der Vorführung im vollbesetzten Gerichtssaal entspinnt sich eine aufreibende Diskussion über Schuld, Gerechtigkeit und Gewissen – ein Gerichtsprozess der anderen Art, geführt mit der gleichen Ernsthaftigkeit und Tiefe, der Diskussionen, die sonst in diesem Saal stattfinden. Das Publikum stellt über die Prozessmikrophone Fragen an das Podium auf den Richterstühlen. Es Fragen, die ich immer leicht zu beantworten sind. Deutlich wird spürbar, in welchem Dilemma die Filmemacher und die anwesenden Betreuer des Häftlings Michael S. steckten, wie wenig einfache Antworten es gibt und wie schwer es ist, die richtigen Entscheidungen zu fällen.
Resozialisierung oder Knast? Wer hat nach der Haft eine Chance auf Freiheit verdient? Wird man mitschuldig, wenn die Resozialisierung misslingt und Menschen zu Schaden kommen? Kann man einem Mörder als Protagonist in einem Film ein Podium geben? Wie kann man mit der Verantwortung umgehen, als Entscheidungsträger*in und als Filmemacher*in?
Wir zeigen Georg Nonnenmachers Dokumentarfilm AUF ANFANG in Kooperation mit dem Landgericht Köln im Gerichtssaal 142. Nach dem Film werden die Zuschauenden als Filmprozessbeteiligte die Möglichkeit haben, den offenen Fragen, die der Film aufwirft, über die Prozessmikrofone im Gerichtssaal an den Regisseur zu stellen.
Landgericht Köln
Gerichtssaal 142
Luxemburger Straße 101
50939 Köln